Das Erbische Tor
Das Erbische Tor. Wie einst die zahlreichen Tor- und Mauertürme der Stadt zugleich als Zierde dienten, so zeichnete sich unter allen das Haupt – oder Erbische Tor durch seinen hohen und stattlichen Turm aus, welcher leider 1846 abgetragen wurde, nachdem die starken Außenwerke schon längere Zeit vorher verfallen waren.
Im Jahr 1630 ward der damalige Torturm in der Höhe eröffnet und mit einem besonderen Stande zum Gebrauch des großen Geschützes versehen und zugerichtet. Er hatte aber auch während der darauf folgenden wiederholten schweren Belagerungen, besonders 1639 durch den Schwedengeneral Banèr, die stärksten Beschießungen auszuhalten, so dass er damals bis aufs untere Gewölbe zusammenstürzte.
Der vollständige Wiederaufbau wurde erst im Jahre 1670 begonnen und danach 1674 das Dach durch zwei große kupferne Granatkugeln mit ausbrechenden vergoldeten Flammen geschmückt.
Dieses Tor hatte zwischen der zweiten und dritten großen Pforte in dem vorderen Rundbau (Rondel) noch ein kleines Pförtchen mit einer Zugbrücke, welches am Tage zugehalten und nur des Abends und zur Nacht aufgemacht wurde. In Kriegszeiten, wenn alle anderen Tore geschlossen und verschüttet waren, wurde nur das Erbische Tor durch die erforderlichen Verschanzungen gedeckt, zur Aus- und Einfuhr offen gelassen.
Anfang des 19. Jahrhunderts war ein Teil des Stadtgrabens vor dem Turme noch mit Wasser gefüllt. 1818 wurden in den oberen Räumen heizbare Militärgefängnisse eingerichtet.
Das mit einem Wachhaus versehene Tor war von den sogenannten „Stadtsoldaten“ besetzt. Erst seit dem Jahre 1780 wurde es den Passanten auch bei Nachtzeit geöffnet.
Zur Namensfindung des Erbischen Tores ist in der Möller Chronik folgendes aufgeführt.
Das Erbische Thor liegt gegen Mittag. Wo es den Namen herbekommen/ dessen hat man unterschiedlichen Meinungen. Der gelährte Mann Fabricius nennte es Latiné partam pilanam, von Pilis oder Erbissen/ ist aber nicht wol gläublichen/ daß es hiervon benennt worden/ denn man auff das Bergwerk im Bau der Stadt geschen,/und des Ackerbaus nicht viel geachtet/ so wachsen ohne diß wenig Erbissen um diese Gegend. Andere schreiben es ErfortsThor/ und meinen es sey denominieret worden von der Stadt Erfurt/ welche zur selben Zeit für andern Städten in grossen Beruff gewesen; Doch lieget diese Stadt erstlichen zu weit von Freybergk/ liegt auch nicht gegen dieses Thor/ sondern gegen Abend/ zu geschweigen/ daß die Bergkleute in der Stadt Erfurt nichts zu schaffen/ und derselben in Benimung der Thore wenig werden gedacht haben. Es finden sich auch etliche/ die den Namen dieses Thores von Irrwischen herziehen/ und wollen/ man solle es nicht das Erbische/ sondern Irrwische Thor heissen/ weil für demselben sich stets viel … und Irrwische sehen liessen/ wegen Witterung des Bergwerks. Diese Meinung/ weil ich in keinen alten Monument einigen grund davon finde/ lasse ich diejenigen verantworten/ die an dergleichen fatuis speculationibus ihre Beliebung haben; Ich halte aber gänzlichen dafür/ wie etliche andere Thore/ als das Meißnische von der Stadt Meissen/ das Roßwinische oder ietzige KreuzThor/ vom Städtlein Roßwin/ anfänglichen ihren Namen bekommen/ also habe das Erbische Thor seine Benimung uhrsprünglichen vom Städtlein Ehrenfriedersdorff/ welches für diesen in gemein Erbersdorff/ auch noch ums 1500. Jahr im rothen alten Freybergischen Stadtbuche stets also geschrieben und genennt worden. Denn gedachtes Erbersdorff ist das erste und älteste BergStädtlein/ sonauffwärts gegen Mittag in diesem Refier auffkommen/ und ist wegen des reichen Zihnberwerks in großen Beruff gewesen/ dass es sehr gläublichen/ weil Bergleute ohne Zweifel offt hin und wieder gezogen/ es habe dieses Thor endlichen den Namen davon erlanget/ Inmassen auch Nachrichtung verhanden/ dass das Dorff Erbißdorff/ so nicht weit von Freyberg beym Städtlein Brand lieget/ seinen Namen gleicher gestalt von obbemelten ersten Bergstädtlein Erbersdorff habe/ und anfänglichen neu Erbersdorff sey genannt worden.
(Möller Chronik Bd. 1 , S. 27 / 28)
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